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Bötschi klatscht: Lesben sind doof

red

Lesben sind doof, wird oft behauptet. Sogar die Lesben selber sagen es.

Bleibt die Frage: Warum ist das so?

Vor ein paar Wochen war ich zu einer Lesben-Party eingeladen. Ich traf wunderbare Freundinnen, coole Frauen, einen hässigen Boxer und zwei, drei giftige Blicke. Wir tanzten die halbe Nacht.

Das Verhältnis zwischen Lesben und Schwulen war noch nie so entspannt wie heute. Trotzdem wurde ich vor der Party ausdrücklich gewarnt, was dort alles Schlimmes passieren könne. Ha, die Lesben bekommen sich immer irgendwann in die Haare.

Mir wollte das nicht mehr aus dem Kopf gehen. Hetis reden schlecht über Lesben. Schwule reden schlecht über Lesben. Lesben reden schlecht über Lesben. Irgendwann wurde ich hässig und fing an zu recherchieren.

Im Internet fand ich folgenden Text:

«Lesben sind doof, unsozial, tauchen aber trotzdem ausschliesslich in Gruppen ab zehn auf, motzen nur rum, ziehen sich hässlich an, haben wahlweise hässliche Frisuren oder gar keine ...

... und humorlos sind Lesben auch. Trotzdem lachen sie sehr laut. Und auch sonst sind sie laut und ungehobelt. Manieren haben sie nicht ...»

Während ich den Blogeintrag mit dem Titel «Lesben sind doof» las, fuhr es mir kalt den Rücken hinunter. Vorurteil reihte sich an Vorurteil:

«... Lesben lieben Tiere mehr als Menschen. Vor allem finden sie Menschen doof, die keine Lesben sind und sich weigern, welche zu werden. Lesben haben bei allen möglichen Themen einen Beissreflex ...

... Ich weiss gar nicht, warum ich mich mit denen überhaupt abgebe und beschäftige. Ach so, bin auch eine. Hm. Scheisse. Und nun?»

Ja, was nun? – Wir sind weiter als vor 30 Jahren. Viele Menschen haben aber immer noch Vorurteile im Kopf – gegenüber Lesben sowieso. Lea DeLaria, lesbischer Star der TV-Serie «Orange Is the New Black», sagte im «Spiegel»: «Sexualität hat damit zu tun, wer wir sind. Und wenn das fremd erscheint oder anders, ist es bedrohlich.»

Vorurteile sind bequem. Wenn wir Menschen begegnen, die uns auf den ersten Blick fremd erscheinen, macht uns das unsicher. Mit Vorurteilen lässt sich das überspielen.

Lesben und Schwule müssen bis heute gegen Vorurteile und Diskriminierung ankämpfen. Wir dürfen vieles nicht, was für Heteros Alltag ist. Das Kind der Partnerin/des Partners dürfen wir nicht adoptieren. Wer als Schwuler Blut spenden will, muss beweisen, dass er ein Jahr lang wie ein Mönch gelebt hat. Händchen halten wird Lesben und Schwulen - sogar in Zürich - nicht ohne vorhergehendes Prüfen der Umgebung empfohlen.

Jetzt könnte man vielleicht glauben, wer weiss, wie sich Diskriminierung anfühlt, habe weniger Vorurteile. Stimmt aber nicht. Dass Minderheiten gegen Minderheiten mit Schuhen treten, ist nichts Neues.

«Wir denken nicht im Traum daran, Homosexualität als etwas Normales zu akzeptieren», sagte die deutsche Fernsehmoderatorin und lesbische Feministin Bettina Böttinger kürzlich im «Stern». Und das Schreckliche: Hetis akzeptieren es nicht, aber auch viele Lesben und Schwulen tun es nicht.

Schwule machen Lesben nieder. Lesben motzen über Lesben, Lesben über Schwule. Mich macht das traurig. Gopferdorri! Warum machen wir uns das Leben gegenseitig schwer? Warum ignorieren wir unsere Belange?

Ich weiss es nicht. Aber ich weiss, dass ich künftig lautstark ausrufen werde, wenn wieder irgendjemand über diese ach so doofen Lesben motzt. Und wenn die Person danach immer noch keine Ruhe geben will, werde ich sie niederschreien.

Lesben sind cool!

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Der ganze Text «Lesben sind doof» kann auf der Blogseite www.schrankgeschichten.wordpress.com nachgelesen werden.


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