Das Regenbogenhaus soll ab 2020 ein Treffpunkt und eine Anlaufstelle für Fragen rund um LGBT*- Anliegen werden. Gestartet als Projekt der HAZ – Queer Zürich, ist «Regenbogenhaus Zürich» inzwischen ein Verein mit diversen Mitgliedern und Unterstützer*innen
Interview mit Hannes Rudolph
Cruiser: Hinter dem Regenbogenhaus stehen neben der HAZ über ein Dutzend weitere grosse Organisationen wie beispielsweise die Aids-Hilfe Schweiz. Sie finanzieren den Ausbau und den Unterhalt des Hauses mit Mitgliederbeiträgen und Sponsorengeldern. Um wieviel Geld geht es?
Hannes Rudolph: Für ein so bedeutsames Projekt haben wir ein vergleichsweise bescheidenes Budget. Die laufenden jährlichen Kosten sind ab dem Einzug 2020 mit ca. 80000 CHF im Jahr kalkuliert. Der Innenausbau wird einmalig ca. 180000 CHF kosten. Je mehr Geld wir auftreiben, umso grossartiger wird es aussehen. Jede Spende, jedes private Mitglied hilft dabei – aber natürlich auch jede Firma und jeder grössere Verein, der uns mit regelmässigen Beiträgen unterstützen kann.
Wozu braucht es denn ein Regenbogenhaus?
Frag mal von Wien bis San Francisco nach: Ein Zentrum für LGBTQ-Anliegen, eine Anlaufstelle für Fragen zum Thema, für Leute, die anderen LGBTQ-Leute kennenlernen wollen, ein Ort, der unseren Communitys auch eine kulturelle Identität gibt – und natürlich auch ein Startpunkt für Tourist*innen, die wissen wollen, was in Zürich geht – so ein Regenbogenhaus braucht es. Der Clou an unserem Modell ist, dass wir keine Angebote erfinden, die niemand braucht. Wir bringen existierende und notwendige Angebote unter ein Dach und profitieren von einer Infrastruktur, die viele Organisationen nutzen können und die Raum für neue Ideen bietet. Dass diese Idee gut ist, findet auch die Stadt Zürich. Und zwar nicht nur die LGBTQ-Politiker*innen.
Also Segregation statt Integration?
Integration? Findest du, wir sollten uns in eine Cis-hetero-Gesellschaft integrieren? (lacht)
Abgeschottet sind wir mit dem Regenbogenhaus nicht. Das Regenbogenhaus kommt ja ins Zollhaus der Genossenschaft Kalkbreite. Dort sind ausser uns alle möglichen Angebote, die keinen LGTBQ-Schwerpunkt haben: Cafés, ein Theater, ein städtischer Kindergarten, eine Art Lounge, die von allen genutzt werden kann und auch mit Kultur bespielt werden soll, Bewohner*innen. Wir suchen bereits jetzt den Kontakt zu unseren Nachbar*innen, um Synergien zu finden, die LGBTQ-Leuten nützen. Also alles andere als Abschottung. Auf der anderen Seite gewährleisten wir aber auch für die Leute, die das benötigen, Anonymität und Diskretion. Wer das erste Mal eine Coming-out-Beratung besucht, geht ins Zollhaus und niemand sieht, wohin genau.
Die Genossenschaft Kalkbreite – welche für die Überbauung verantwortlich ist – hat klare Vorstellungen von der Mieterschaft. Wie im Tages Anzeiger publik wurde, soll die Mieterschaft unter anderem aus 30 Prozent Bewohnern mit tiefem Sozialstatus, 33 Prozent Ausländern (…) 5 Prozent Behinderten, 5 Prozent LGBTIQ-Paaren sowie 1 Prozent Menschen mit non-binärer Geschlechtsidentität bestehen. Kurzum: Her mit den Quoten-LGBTQ*-Menschen!
Die Kalkbreite wurde ja vor allem – unsachlich – dafür kritisiert, dass sie bei dieser Art der Mieter*innenauswahl möglicherweise den Datenschutz nicht einhält. Aber natürlich gehen die nicht hin und fragen potenzielle Bewohner*innen nach ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität aus. Die Kalkbreite-Genossenschaft will Menschen, die auch wegen der fortschreitenden Gentrifizierung Gefahr laufen, nicht mehr im Quartier wohnen zu können und Menschen, die es sonst am Wohnungsmarkt schwer haben, etwas zu finden, als Mieter*innen bevorzugen. Das finden wir sehr solidarisch. Und das nicht nur, weil unsere Community davon profitiert.
Was sind nun die dringlichsten Schritte, damit die Vision schliesslich Realität wird?
Den Vertrag konnten wir im Dezember unterzeichnen. Jetzt geht es an die planerischen Details. Dabei ist es eine Herausforderung, die Interessen aller Nutzer*innen einzubeziehen. Besonders schwierig ist die Aufgabe, die HAZ-Schwubliothek in eine LGBTQ-Bibliothek zu überführen und mindestens zwölf Regalmeter Bücher unterzubringen.
Immens wichtig ist es gerade jetzt, das Projekt noch bekannter zu machen. Folgt uns auf Facebook und Instagram, abonniert den Newsletter oder werdet Mitglied: Für 75 CHF im Jahr seid ihr ein wichtiger Baustein unseres Finanzplans und Teil eines für die Schweiz einmaligen Projekts.
Hannes Rudolph ist Vorstandsmitglied im Verein Regenbogenhaus und zuständig für die Administration und Mitgliederbetreuung. Ausserdem ist er Geschäftsführer der HAZ – Queer Zürich, als Trans-Berater im Checkpoint Zürich und Gründungsmitglied von TGNS. Damit verkörpert er als Person die Idee des Regenbogenhauses ziemlich gut.
Mehr Info zum Regenbogenhaus: www.dasregenbogenhaus.ch