HIV-Tests zur Eigenanwendung, sogenannte HIV-Selbsttests, dürfen per sofort in der Schweiz verkauft werden. Im Interesse der öffentlichen Gesundheit und auf Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hat die Heilmittelbehörde Swissmedic die Abgabe solcher HIV-Selbsttests bewilligt.
Andreas Lehner ist stellvertretender Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz und Leiter des Programmes MSM. Er steht der Abgabe solcher Heimtests positiv gegenüber: «Wir begrüssen die Zulassung von Heimtests in der Schweiz, selbst wenn es noch eine Weile dauern wird, bis diese wirklich im Markt verfügbar sind. Gerade für Routinetests eignet sich dieser Test der dritten Generation sehr gut, auch wenn er nur ein Risiko, welches mindestens drei Monate zurückliegt, sicher erkennt. Wer Risikosituationen bereits nach sechs Wochen sicher ausschliessen will, ist bei einem Checkpoint oder einer anderen Teststelle nach wie vor besser aufgehoben. Diese verwenden alle einen Test der vierten Generation. Und bieten eine Beratung an», erklärt Andreas Lehner gegenüber dem Cruiser.
In der Schweiz durften HIV-Tests bisher nur in einem professionellen Umfeld, beispielsweise von einem Arzt oder in einem Spital, durchgeführt werden. In Zukunft kann jeder und jede, wie dies bereits in mehreren anderen Ländern der Fall ist, mit einem sogenannten Selbsttest zuhause überprüfen, ob er oder sie sich möglicherweise mit HIV angesteckt hat. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) erwarten, dass der einfachere Zugang zu HIV-Tests mehr Menschen dazu bewegen wird, eine allfällige HIV-Infektion abzuklären – im Interesse der öffentlichen, aber auch der eigenen Gesundheit. Andreas Lehner sieht dies ebenso: «Die Vision unserer Arbeit ist die Elimination von HIV. Um dies zu erreichen, ist ein einfacher Zugang zu einem Test unabdingbar.»
Bisher waren die «Checkpoint» Anlaufstelle für Fragen rund um sexuelle Gesundheit. Ändert sich dies nun? «Nein. Wir gehen davon aus, dass die Arbeit in den Checkpoints nicht nachlässt. Denn die Beratung ist vielen Menschen wichtig. Auch denke ich, dass Menschen, die einen Heimtest gemacht haben, trotzdem im Checkpoint einen zweiten Test machen oder sich zumindest beraten lassen», erklärt Andreas Lehner auf Anfrage des Cruisers weiter. «Das A und O eines Heimtests ist die richtige Anwendung. Auf Beipackzetteln wird dies sehr gut erklärt. Trotzdem werden gewisse Menschen sicherlich Mühe bekunden. Und die Interpretation des Resultats kann auch Schwierigkeiten bereiten. Vor allem, wenn jemand nervös ist oder Angst hat», gibt Andreas Lehner zu bedenken. «Und nach wie vor können andere sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien, Syphilis und Tripper mit dem Test nicht erfasst werden. Gerade Syphilis und Tripper sind in der Szene auf dem Vormarsch. Darum sind die Checkpoints in der Schweiz nach wie vor gute Anlaufstellen», so Lehner weiter. «Bei einem HIV-Test beim Checkpoint wird im Falle eines reaktiven Resultats direkt vor Ort eine erste Strategie mit dem beratenden Arzt erarbeitet, ausserdem ist auch entsprechende Betreuung gewährleistet. Alles in allem ist der Schnelltest eine gute Möglichkeit, für Menschen, die öfters Risiken eingehen, aber definitiv nicht die beste Wahl».
Weitere Infos zu Beratungsstellen gibt es auf www.drgay.ch