Warum man «behindert» und «schwul» nicht als Schimpfwörter benutzen soll, ist den meisten von uns klar. Aber was ist sprachlich eigentlich ok – und warum? Und wer entscheidet das? Hannes Rudolph macht sich Gedanken darüber.
Lektion 1: Die Perspektive ist entscheidend
«Aber die Leute meinen doch gar nicht Schwule, wenn sie ihre Klassenarbeit schwul finden!» Ich sitze mit überwiegend cis hetero Menschen am Tisch. Ja, natürlich. Schwul ist – so verwendet – einfach ein Synonym für «uncool» und «nervig». Aber DAS ist eben ein Problem. Ich grinse und sage: «Meine Nachbarin hämmert den ganzen Tag, das ist sooo hetero! Und gestern wollten wir wandern, und es hat nur geregnet – voll hetero.» Plötzlich merken die Kolleg*innen, dass ihr Hetero-Sein dadurch doch irgendwie schlechtgemacht wird.
->Dinge, die dich selbst nicht betreffen, wirken oft weniger schwerwiegend als Dinge, die dich betreffen. Darum vorsichtig mit Aussagen wie: «Da seid ihr doch zu empfindlich!»