Mit dem Regenbogenhaus beginnt eine neue Ära für die queere Community in der Schweiz. Wir sprachen mit Hannes Rudolph darüber.
Hannes, Du bist ja neben deiner Tätigkeit als Geschäftsführer der HAZ auch im Vorstand des Regenbogenhauses, beschreibe doch kurz, worum es sich beim Regenbogenhaus handelt.
Hannes Rudolph: Das Regenbogenhaus ist ein Verein, zu dem ganz viele Vereine gehören. Die HAZ - der Verein - sind nun ins Regenbogenhaus eingezogen. Weiter ist das Regenbogenhaus auch die Geschäftsstelle der Milchjugend. Ganz viele andere Organisationen sind daran beteiligt und stellen Beratungen sowie andere Angebote zur Verfügung und nutzen die Räume für ihre Veranstaltungen.
Das Regenbogenhaus ist eine halbe Etage im ersten Stock vom Zollhaus und liegt ebenerdig zur Gleisterasse ebenerdig.
Welche Räume gibt es im Regenbogenhaus?
Das Regenbogenhaus soll eine flexible Raumaufteilung möglich machen. So können zwei oder auch drei Nutzungen parallel laufen. Insgesamt sind es vier Räume plus die Zollküche und die Terrasse, die wir mitbenutzen können. Die Räume sind das «House of Color», welches der vielseitigste Raum ist. Das «House of Books» ist der Raum, in dem die meisten Bücher stehen. Das «House of Fluid» kann aufgrund seiner Lage in der Mitte je nach Bedarf zu dem einen oder anderen Raum dazukommen.
Diese drei Räume sind grundsätzlich ein grosser Raum, der durch Spiegelwände abgetrennt werden kann, auch die akustische Trennung ist sehr gut. Zusätzlich gibt es das «House of Love». Dieser Raum heisst so, weil er sich gut für Gesprächsgruppen eignet und für andere Nutzungen, in denen die Community sich von ihrer liebevollen Seite zeigt.
War der Abschied vom Centro schwer?
(lacht) Ich würde lügen, wenn ich sagen würde «Nein». Es war eine sehr lange Zeit, die ich im Centro verbracht habe. Und es waren auch schöne Räume, mit dem Blick auf die Limmat. Ein bisschen werde ich das schon vermissen.
Was ich aber ganz sicher nicht vermissen werde, sind die drei Etagen ohne Lift. Für Veranstaltungen die für alle zugänglich sein sollten, musste ein anderer Raum organisiert werden. Und auch die Küche und die Enge werde ich ganz sicher nicht vermissen. (lacht) Die Freude, im Regenbogenhaus zu sein, überwiegt ganz klar.
Wie verlief der Umzug vom Centro ins Regenbogenhaus?
Die eigentliche Zügelei ging sehr schnell, nämlich genau einen Vormittag. Wir engagierten eine Zügelfirma und es war toll zu sehen, wie die grossen Inventarstücke mit einem Kran ruckzuck von aussen vom 3. Stock nach unten transportiert wurden. Kleinere Dinge haben wir vorher und nachher selbst separat transportiert. Letzte Woche brachten wir noch einige Archivdinge ins Regenbogenhaus.
Mittlerweile ist alles gezügelt und im Centro sind nur noch Dinge, die wir gerne verkaufen, verschenken oder weitergeben wollen.
Was ändert sich für die HAZ mit dem Umzug?
Das Regenbogenhaus ist auf volle Flexibilität eingestellt. Das Büro ist nicht mehr klar abgetrennt. Jetzt ist es eher ein grosses Areal, in dem wir arbeiten. Und wir sind schon alleine durch die grosse Glasfront sichtbarer – da schauen sicherlich auch mal schneller Leute rein.
Weitere Veränderungen bemerken wir wohl erst, wenn wieder mehr Events und Treffen möglich sind. Viele Anlässe können noch nicht stattfinden, zum Beispiel die Kochanlässe, da werden wir von der grossen Küche profitieren können. Die Schwubliothek wird zur «Bibliothek im Regenbogenhaus» und spricht nun alle Menschen aus dem queeren Alphabet an, nicht mehr nur schwule cis Männer.
Im Centro konnte man mehr oder weniger anonym ins Haus kommen. Das Regenbogenhaus ist offen und sichtbar - was macht ein Mensch, der noch nicht so weit ist? Habt ihr daran gedacht?
Ja, haben wir. Es gibt viele Möglichkeiten, uns zu besuchen. Die sichtbarste Variante ist über die Gleisterrasse, dort ist das Regenbogenhaus auch prominent angeschrieben. Man kann aber auch durch den Haupteingang ins Zollhaus und von dort aus ins Regenbogenhaus. Da sieht man nicht, wohin die Person genau geht. Im Zollhaus sind Wohnungen und verschiedene Gewerbe, man outet sich also nicht als Regenbogenhaus-Besucher, wenn man hineingeht. Es ist auch möglich, vorher anzurufen oder per Mail einen Termin zu vereinbaren. Gespräche können dann in einem geschützteren Raum stattfinden.
Abschliessend laden wir dich ein, noch ein bisschen zu träumen. Was wünschst du dir fürs Regebogenhaus?
Das Regenbogenhaus soll ein Ort sein, in dem die Bedürfnisse, welche die Community heute oder auch morgen hat, Platz finden. Die Community soll Unterstützung erhalten, es sollen Gruppen gegründet werden können, Anlässe sollen durchgeführt werden können. Das war auch schon der Wunsch der HAZ, als wir noch im Centro waren.
Mein grösster Wunsch ist es, dass queere Menschen diesen Raum im Regenbogenhaus finden und nutzen.
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