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Interview: Freddy Burger

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«Wer im Showbusiness arbeitet und ein Problem mit der Gay-Community hat, ist in der falschen Branche»

Freddy Burger Management (FBM) sorgt seit Jahren für Entertainment pur. Dahinter steht Freddy Burger nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit seiner Philosophie.

Haymo Empl

Herr Burger, was war seinerzeit der zündende Initialgedanke in das Geschäft mit den Musical einzusteigen?

Als ich in den Sechziger-Jahren in das Showbusiness eingestiegen bin, habe ich bei meinem ersten grossen Konzert mit Cliff Richard bereits einen Flop produziert. Das hat mir schon zu Beginn meiner Karriere beinahe das Genick gebrochen. Nachdem ich dann später meine Anteile am Veranstalter Good News verkauft hatte, musste und wollte ich mich aus dem Rock- & Pop-Geschäft fernhalten. Es hatte mich einfach zu viel Nerven gekostet. Deshalb habe ich mich auf das Künstler-Management sowie Tanz-, Comedy- und verschiedene Entertainment-Shows konzentriert. Da wir die Gelegenheit erhielten, zwei Theaterbetriebe in Zürich und Basel zu übernehmen, hat sich das Musical als populäres Genre für längere Spielzeiten im Theater natürlich angeboten.

Sie bringen die weltweit erfolgreichsten Produktionen in die Schweiz. Wie werden die Musicals ausgesucht? Wer ist als Trendscouter für Ihr Unternehmen im Einsatz?

Ich habe mich schon lange bei internationalen Musicals als Co-Produzent engagiert, was mir natürlich zu sehr guten Beziehungen in der Produzenten-Szene verholfen hat. Operativ kümmert sich aber mein langjähriger Mitarbeiter und CEO im Bereich Entertainment, Angelo Stamera um den Musical-Bereich. Er hat sich in den letzten 25 Jahren ein enormes Know-how und Beziehungsnetz aufgebaut und er begibt sich mehrmals pro Jahr an Musical-Hot Spots wie das Broadway in New York oder das West End in London, um die neusten Trends auszuloten und neue Produktionen anschauen. Die Auswahlkriterien richten sich neben der Qualität des Stücks und der Professionalität und Seriosität des Produzenten auch nach dem realistischen Marktpotential. Passt das Stück in unser Theater? Wie hoch sind die Kosten, respektive das Risiko, das wir eingehen müssen?

Sie haben ein Lebenswerk aus dem Nichts aufgebaut und sind in verschiedenen Unternehmensbereichen tätig – der Bereich «Entertainment» ist einer davon. Sie gehen hohe finanzielle Risiken ein. Ärgert es Sie, dass gewisse Kulturschaffende mehrere Millionen an Subventionen erhalten und Sie als Veranstalter, der die Massen anzieht und für den Standort eine echte Wertschöpfung generiert, gehen leer aus?

Diese Diskussion ist schon uralt. Ich finde es richtig, dass junge Künstler, die innovative Szene und die Minderheits-Kultur finanziell unterstützt werden. Schwieriger wird es, wenn elitäre Kulturformen mit aufgeblähten Budgets ohne Rücksicht auf Verluste für ein privilegiertes Publikum mit beachtlichen Beträgen subventioniert werden. Ich habe nie finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand erhalten und ich will mir als selbstständiger Unternehmer nicht dreinreden lassen. Und ich will mich nicht vom Subventions-Tropf abhängig machen. Trotzdem sind auch wir immer wieder auf die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Kanton angewiesen. Manchmal ist ein speditives Bewilligungsverfahren oder die Möglichkeit zur Nutzung von Infrastruktur viel wichtiger als die reine finanzielle Unterstützung.

Seit Jahren sind Sie im Showgeschäft tätig. Verdienen Sie an jeder Produktion das grosse Geld oder müssen Sie auch Rückschläge in Kauf nehmen?

Das Showbusiness ist mit vielen Unsicherheitsfaktoren und Risiken behaftet. Wir arbeiten mit emotionalen Künstlern, hohen Investitionen, Wetterrisiken und einem enorm wechselhaften Konsumverhalten. Niemand MUSS sich ein Stück ansehen, wir bieten also ein Produkt an, dessen Nachfrage oft schlecht einschätzbar ist. Fehlbeurteilungen können sehr schnell zu Millionenverlusten führen, dementsprechend brauchen wir auch Millionengewinne, um diese Scharten wieder auszuwetzen. Das ist schon mehrmals vorgekommen und wir haben zum Glück das finanzielle Polster, um solche Verluste aus eigner Kraft zu tragen. Ganz im Gegensatz zu den schwarzen Schafen und Hasardeuren der Szene, die nach der Devise leben „take the money and run“.

Musicals sprechen – aus was für Gründen auch immer – die Gay-Community an. Wie stehen Sie zur Gay-Community?

Da bin ich ganz entspannt, denn wer im Showbusiness arbeitet und ein Problem mit der Gay-Community hat, ist in der falschen Branche. Es ist ein offenes Geheimnis, dass gerade schwule oder lesbische Produzenten, Künstler und Kreative in unserer Szene fest verankert sind und schon immer einen wesentlichen und essentiellen Beitrag in Kunst, Kultur und Entertainment geleistet haben. Wir haben im Mascotte Club in Zürich als Erste Schwulen-Events veranstaltet. Es ist aber nicht so, dass wir explizit für die Gay-Community Shows produzieren würden. Stücke wie „Mamma Mia“, „Rocky Horror Show“ oder „We Will Rock You“ bieten dieser Zielgruppe offenbar genug Sexappeal, um ohnehin Kultstatus zu geniessen .

 

Der in Zürich-Schwamendingen geborene Freddy Burger interessierte sich bereits im Alter von 19 Jahren für das Showbusiness. Bereits 1965 veranstaltete er im Zürcher Hallenstadion sein erstes Konzert - mit Cliff Richard. Der Abend endete in einem finanziellen Debakel und Freddy Burger konnte dadurch mangels Liquidität einen Vertrag mit den Rolling Stones nicht einhalten.

Heute umfasst die Unternehmensgruppe Freddy Burger Management 30 Firmen mit insgesamt 250 Mitarbeitern. Sie führt jährlich bis zu 300 Veranstaltungen in den Bereichen Tanz, Musik, Oper, Theater und Comedy durch.

Weiter gehören diverse Restaurants und Clubs zur Gruppe Freddy Burger Management.

Die aktuellen Shows gibt es hier: www.musical.ch


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