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Trans, cis, binär: Was ist nun eigentlich was und wer?


Cruiser präsentiert den ultimativen, aber nicht abschliessenden Guide für spannende Begegnungen*** im LGBT*-Sternchendschungel

Von Hannes Rudolph**

Was soll ich machen, wenn mir ein trans Mensch begegnet?

Keine Panik. Vermutlich sind Ihnen schon viele begegnet, ohne dass Sie es bemerkt haben. Vielen trans Menschen sieht man nicht an, dass sie trans sind.

Was ist Trans überhaupt?

Trans Menschen haben eine Geschlechtsidentität (innere Gewissheit über das eigene Geschlecht), die nicht mit der Zuweisung bei der Geburt übereinstimmt. Trans Männer sind Männer, die bei ihrer Geburt aufgrund des Körpers als Mädchen eingeordnet wurden. Trans Frauen sind Frauen, die als Jungen einsortiert wurden. Und nicht-binäre trans Menschen sind weder Männer noch Frauen, egal wie sie bei der Geburt einsortiert wurden.

Und dann?

Es ist ganz unterschiedlich, was trans Menschen mit ihrer Situation anfangen. Manche outen sich, manche leben immer oder nur in bestimmten Lebensbereichen im passenden Geschlecht, einige ergreifen medizinische Massnahmen, um ihr Äusseres ihrem Geschlecht anzugleichen. Einigen sieht man das Trans-Sein an, anderen nicht. Einige ändern ihre Papiere, andere nicht. Häufig haben trans Menschen mehr Probleme mit der Gesellschaft als mit sich selbst. Es wird aber besser.

Und was sind Cis-Menschen?

Menschen, deren Geschlechtsidentität mit der Zuweisung bei der Geburt übereinstimmt. Die meisten also.

Sag ich „Herr“ oder „Frau“?

Entsprechend der Geschlechtsidentität. Wenn Sie die nicht wissen, können Sie die gegenderte Anrede erst einmal weglassen („Grüezi“ resp. „Hallo“). (Falls Sie mit der Person länger zu tun haben werden, fragen Sie diskret nach: „Spreche ich Sie mit „Herr“ an?“ oder „Ist „sie“ das richtige Pronomen?“)

Und was ist mit den nicht-Binären?

Trans Menschen, die sich nicht als „Frau“ oder „Mann“ identifizieren, sagen meist beim Vorstellen, wie sie angesprochen werden möchten. Übliche Varianten sind „Miko Müller“ statt „Frau Müller“ oder „Miko“ statt „er“ oder „sie“. Viele nicht-binäre Leute wählen einen geschlechtsneutralen Vornamen. Leider gibt es auf Deutsch kein geschlechtsneutrales Pronomen in der dritten Person („es“ kommt für die meisten nicht in Frage). Manchen ist das Pronomen egal, manche wechseln auch. Wenn Sie ein falsches Pronomen verwenden, werden Sie sicher informiert, was die Person passend findet.

Und falls ich mich verspreche?

Kann passieren. Kurz entschuldigen und weiter im Thema.

Warum ist die Anrede so wichtig?

Jeder Mensch - ganz egal wer - ist genervt, wenn er falsch angesprochen wird. Für trans Menschen ist Angesprochenwerden im „falschen“ Geschlecht besonders frustrierend. Die korrekte Anrede ist ausserdem der einfachste Weg, Transmenschen zu zeigen, dass Sie sie akzeptieren.

Was ist noch wichtig?

Keine Fragen unter der Gürtellinie, wenn Sie nicht Urologin sind oder sonst einen dringenden Grund haben. Und was kaum jemand weiss: Wenn Sie den alten Namen einer Transperson kennen, behalten Sie ihn für sich. Wir sind sehr dankbar.

Wie kann ich trans Menschen unterstützen?

Wenn sich andere versprechen, korrigieren. (Für Sie ist das einfacher als für die trans Person.) Anreden, Formulare und WCs bereit stellen, die auch auf nicht-binäre Menschen passen.

Noch etwas?

Ja. Trans Menschen sind keine wandelnden Geschlechterklischees. Manche trans Frauen haben den Flugschein und würden sich niemals schminken. Und manche trans Männer bringen Kinder auf die Welt und finden rosa toll.

* Damit dieses Sternchen – welches in vielen Cruisertexten verwendet wird – nochmals erklärt sei: * steht für alle gendermöglichen Varianten, die nicht mit den Buchstaben LGBT abgedeckt sind.

** Hannes Rudolph ist nicht nur Geschäftsführer der HAZ, sondern auch Gründungsmitglied von Transgender Network Switzerland (www.tgns.ch). Er leitet als Psychologe die Fachstelle für trans Menschen im Checkpoint, die trans Menschen, deren Angehörige und andere Interessierte in Trans-Fragen berät.

*** Wie spannend diese Begegnungen letztendlich werden, hängt von euch ab, liebe Lesende.


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