Die schwulen und lesbischen Politiker und Politikerinnen konnten sich bei den Kommunalwahlen am 4. März 2018 behaupten. Neu ist, dass die Linke im Parlament eine satte Mehrheit hat.
Keine Frage: Zürich ist die Gay-Hauptstadt der Schweiz. Nirgendwo leben so viele LGBT-Menschen wie in der Schweizer Wirtschaftsmetropole. Das zeigt sich auch beim Blick auf die politische Landschaft. Im neunköpfigen Stadtrat sassen bereits vor den Wahlen vom vergangenen 4. März mit Corine Mauch (SP) eine offen lesbische Stadtpräsidentin und mit André Odermatt (ebenfalls SP) ein offen schwuler Stadtrat. Das wird auch weiterhin so sein.
Mann, Kind, konservativ, abgewählt
Nachdem Markus Hungerbühler, ebenfalls offen schwuler CVP-Kandidat, die Wahl nicht geschafft hat, bleibt das Verhältnis bei zwei von neun offenen LGBT-Stadtratsangehörigen. Hungerbühler überzeugte wohl auch darum nicht, weil er gleichzeitig mehrheitlich am rechten Rand des bürgerlichen Spektrums politisierte, während er privat Mann und Kind hat, letzteres im Ausland via Leihmutterschaft gezeugt. Damit mochte er die Herzen seiner konservativen Stammwähler nicht aufweichen, während ihm von Seiten der LGBT-Wählerschaft offenbar ebenfalls mehrheitlich die Gefolgschaft verwehrt wurde. Seine Partei verschwindet ganz aus dem Gemeinderat, weil sie die 5-Prozent-Hürde in keinem einzigen Stadtkreis schaffte. An ihrer Stelle wird künftig die Evangelische Volkspartei (EVP) in Verbindung mit der BDP ihre Leute ins Rathaus entsenden. Die EVP fiel in den vergangenen Jahren immer wieder durch homophob angehauchte Politik auf.
Bekannte Namen sind zurück
Auch im Parlament, dem Gemeinderat, sind LGBT-Leute gut vertreten. Die SP ging gar mit ganzseitigen Wahlinseraten in Gay-Medien auf Stimmenfang. Ihre bekanntesten Vertreter Marco Denoth, Patrick Hadi Huber, Alan David Sangines und Simone Brander wurden problemlos wiedergewählt. Zu den schwulen, respektive lesbischen, Gemeinderatsmitgliedern anderer Parteien gehören Marcel Bührig und die neu gewählte Brigitte Fürer (beide Grüne), Markus Baumann (Grünliberale) und Marcel Müller (FDP). Letzterer, immerhin ehemaliger Checkpoint-Chef, verblüffte neulich übrigens seine schwulen Ratskollegen, indem er die Ablehnung eines Vorstosses beantragte, der zum Ziel hat, die Tests für sexuell übertragbare Krankheiten kostenlos zu machen.
Der schrecklichste aller Schrecken der Schwulen und Lesben, der evangelikale Wirrkopf Daniel Regli trat nicht mehr zur Wahl an. Der SVP-Gemeinderat schockierte zuletzt während der städtischen Budgetdebatte, als er etwas themenfremd einen Zusammenhang zwischen Suiziden schwuler Männer und durch Analsex ausgeleierte Schliessmuskeln herstellte. Sein damaliger Nachfolger auf der Parteiliste, der offen schwule Marco Kiefer, schaffte die Wahl am 4. März nicht. Auch Reisebürobesitzer Andy Mosetti bleibt ohne Sitz. Damit hat die SVP derzeit keine offen schwule oder lesbische Gemeinderatsmitglieder, (aber mindestens einen, der nicht so offen damit umgeht, wie der Cruiser weiss).
Unter den neugewählten sticht Natalie Eberle hervor, die Frau von Pink-Apple-Mitorganisatorin Doris Senn. Eberle zieht für die Alternative Liste (AL) ins Parlament. Ebenfalls weiterhin für die AL im Rat sitzt der schwule Arzt David Garcia. Zu den nichtgewählten Gays zählt auch der Klatsch- und ehemalige Cruiser-Kolumnist Bruno Bötschi, der auf einer der AL-Listen antrat, um das Nachtleben zu retten.
Die Aufzählung dieser Namen ist nicht vollständig. Der Cruiser hat darauf verzichtet, sich bei allen 125 Mitgliedern nach deren sexuellen Präferenzen zu erkundigen.
Und: Es ist weniger die Frage, wie und wen die einzelnen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte lieben – sondern die Sitzverteilung im neuen Parlament. Denn künftig haben SP, Grüne und AL zusammen eine Mehrheit. Das heisst, dass Minderheiten wie etwa LGBT es wohl einfacher haben werden, ihre Anliegen durchzukriegen.
Die Sterne für unsere Anliegen stehen also günstig. Das ist gut zu wissen, schliesslich fällt in die kommende Legistlatur die Eröffnung des Regenbogenhauses.