«Mamma Mia 2» startete diesen Sommer in den Schweizer Kinos. Die Cruiser-Redaktion sah ihn und war mächtig enttäuscht.

Nun also Teil zwei des Erfolgsmusicals aus der Geldgarant-Schmiede der beiden ABBA-Männer. Der erste Teil hatte in der Schweiz 625‘000 Zuschauer, im Nachbarland Deutschland sahen ihn über vier Millionen Menschen alleine im Kino. Hinzu kommen unzählige DVD-Verkäufe, Abrufe auf Streaming-Portalen sowie TV-Ausstrahlungen – passenderweise gehäuft vor Anlaufen der Fortsetzung. Der Weg schien also bestens bereitet für eine Wiederholung des Erfolgs. Dies machte umso mehr den Eindruck, wenn man die Promotion vorab in den Blick nahm. Unzählige Werbeplakate verteilt im gesamten (Zürcher) Stadtgebiet, kein Medium, das dem Film nicht mindestens einen Kurzbeitrag widmete.
Vier Tage nach Premiere des Films in den Schweizer Kinos war der Raum vor Beginn der Vorführung wie ausgestorben. Gut, das mochte daran liegen, dass 2018 ein super Sommer mit Höchsttemperaturen und Dauersonnenschein ist, Aspekte, die manch willigen Kinobesucher doch die Badi vorziehen lassen. Anyway, in besagte Vorstellung verirrten sich – wenn die Redaktorin richtig gezählt hat – sieben Zuschauer in den Kinosaal. Sieben! Vier Tage nach der Premiere! Und das, obwohl die auf der Strasse weithin vor dem Kino zu hörenden ABBA-Songs jeden auf den Film aufmerksam zu machen versuchten. Was dabei alleine an Gelder für Tantiemen fliessen. Ob das die sieben Zuschauer reingeholt haben? Wohl kaum.
Meryl Streep fehlt
Gebrieft von unzähligen Vorabrezensionen und Interviews war klar, dass die im ersten Teil so herausragend agierende Meryl Streep – immerhin für den Golden Globe 2009 nominiert und mit weiteren Preisen ausgezeichnet – nur ganz am Ende und dort auch nur kurz auftauchen würde, obwohl sie die Werbeleute hübsch mittig aufs Plakat gesetzt hatten. Nun ja, vielleicht würde der Film ja auch ohne Meryl Streep funktionieren. Hätte er vielleicht gekonnt, tat er aber gar nicht. Das mag zum einen wirklich an der fehlenden Schauspielerin liegen, zum anderen aber auch an der Story, die ihr Fehlen begründete: Donna war laut Drehbuch vor einem Jahr gestorben und so litten alle, wirklich alle an ihrem Verlust und trauerten nur so um die Wette. Und darin begründet sich sicherlich ein Knackpunkt für das Nicht-Funktionieren des Films: Während Teil eins noch als der Gute-Laune-Film schlechthin daherkam, kaum ein Besucher verliess das Kino damals schlecht gelaunt, im Gegenteil, die meisten summten oder sangen alte ABBA-Hits, lag hier von Beginn an eine gehörige Depri-Stimmung über allem.
Die Story trägt nicht
Die Story selbst stellt einen Rückblick dar, in dem erzählt wird, wie Donna «ihre» Männer kennenlernt und in Griechenland ankommt. Ein Griechenland übrigens, das so sehr nach Kulisse aussieht, dass es auch aus einer Vorabendsoap hätte stammen können. Was hat die Macher des Films nur dazu gebracht, statt wie in Teil eins in Griechenland zu drehen nun auf die kroatische Insel Vis auszuweichen? Kostengründe können es wohl kaum gewesen sein, darbt Griechenland doch immer noch und versucht mit allen Mitteln Touristen anzulocken. Die gecasteten Schauspieler singen – gewohnt – schlecht, den Tiefpunkt bildet hierbei Pierce Brosnan, dessen Nicht-Sangeskunst in Teil eins noch charmant war, beim Dreh von Teil zwei stand der Schauspieler aber offenbar komplett neben sich und guckte zum Teil überaus unpassend in die Kamera. Die «Goldene Himbeere» ist ihm hierfür wieder so gut wie sicher.
An einigen Stellen fragt sich der Zuschauer mehr und mehr nach Sinn und Zweck der Handlung. Als Beispiel hierfür mag das Auftreten von Cher gelten – wow! 72 Jahre alt und keine einzige Falte, nicht mal ein Faltenansatz! Auch sie taucht quasi aus dem Nichts am Ende des Films auf, singt zwei Lieder, versucht zu tanzen, so gut das mit so festgezurrter Haut eben möglich ist, und trägt ansonsten aber nichts zur Unterhaltung bei.
Insgesamt also ein Film, der – leider – das Prädikat «braucht kein Mensch» verdient hat.