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Revierkampf oder Liebesakt?


Bald ist Frühling und wir können (hoffentlich) bald alle wieder raus. Nicht nur beim Menschen gibt es diverse Lebens- und Liebesformen. Das Tierreich ist dahingehend mindestens ebenso vielfältig.


Von Birgit Kawohl


Unfreiwillig belauschte Gespräche im Tram oder in der Bahn lösen meist ganz unterschiedliche Gefühlsregungen aus. Manchmal amüsiert man sich köstlich, dann wieder leidet man mit einem der Gesprächspartner, manchmal auch mit beiden, mit und dann gibt es die ganz ganz schlimmen Lauschangriffe, bei denen man nicht weiss, ob man sich nun einfach in Grund und Boden fremdschämen soll ob der Dummheit, die dort kundgetan wird, oder ob man aufstehen soll und eingreifen ins Gespräch, wahrscheinlich mit dem Erfolg, hinterher um ein Brillenhämatom (zu Deutsch: blaues Auge) reicher zu sein.



Neulich also sassen zwei Mittzwanziger vor mir und palaverten so über das Wochenende, irgendwelche Mädels (richtig, nicht Frauen) und dann wurde es spannend, denn man kannte einen Schwulen. OMG! Es stellte sich nämlich schnell heraus, dieser Mann, war nicht nur schwul, sondern er war schwul-schwul, du verstehst? Ich nicht wirklich, was aber nichts machte, da die Aufklärung auf dem Fusse folgte:


Er laufe total schwul und überhaupt. Das sei doch krank.

Dass es sich hier klar um eine Krankheit handelte, wurde subito bewiesen, denn: Bei den Tieren gebe es ja schliesslich auch keine Homosexualität.

Tja, meine Herren, so fragwürdig die Herangehensweise auch sein mag, dass man Verhältnisse aus dem Tierreich in Bezug auf Sexualität und Geschlecht als Legitimation für menschliches Verhalten nutzt, hier seid ihr in Bezug auf die Sachaussage jedenfalls ganz schön falsch (oder eher gar nicht) informiert, denn im Tierreich gibt es viel mehr Diversität, als ihr euch jemals werdet vorstellen können, wie mittlerweile von einigen biologischen Forschungsinstituten dokumentiert werden konnte. Oder, wie der Evolutionsbiologe John B.S. Haldane bereits 1928 feststellte: «The universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.» Auch wenn Haldane "queer" wahrscheinlich im Sinne von merkwürdig verstanden hat, hat der Satz auch oder sogar ganz besonders für unser heutiges Verständnis von Queerness Gültigkeit. -> Hier geht es zum kostenlosen Artikel.

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