Szene Wer hätte gedacht, dass die neue Ikone am Trans-Himmel mehr als nur ein Reality-Star ist?
Es benötigt viel, um einen "Oscar des Sports" zu gewinnen. Im Falle von Caitlyn Jenner noch viel mehr. Und eine weitere, vielleicht unnötige Kontroverse, nimmt ihren Lauf.
Gerade eben wurden in Los Angeles die ESPY Awards, die Oscars des Sports, vergeben. EPSY bedeutet "Excellence in Sports Performance Yearly Award". Dort wurde auch der Arthur Ashe Courage Award vergeben - ein Ehrenpreis, der weitere Errungenschaften von Sportlerinnen und Sportler oder auch deren Befürworter auszeichnet. Unter den Gewinnern sind klingende Namen wie etwa Nelson Mandela oder Muhammad Ali.
Neustes Mitglied im Kreise der Titanen ist nun auch Caitlyn Jenner. Die 65-jährige Transfrau, die gerade per Reality-TV und Medien-Hype zur Gallionsfigur der Trans-Bewegung emport steigt, hatte einiges zu sagen, als sie den Preis im Empfang nahm.
Jenner nutzte die Gunst der Stunde, um eine bewegende, niemals peinliche Rede zu halten. Sie liess dabei tief blicken, erstaunlich souverän, aber sie verfügte auch über den Weitblick, den ihr noch vor ein paar Wochen die wenigsten Personen zugetraut hätten.
Sie habe für ihren Respekt als Sportler Bruce Jenner kämpfen müssen, so die Transfrau. Und sie werde den gleichen Mut nun auch für eine neue Etappe in ihrem Leben aufbringen - eben die als Frau. Aber Jenner erzählt auch, dass sie alle Tiefschläge und Anfeindungen aushalten kann. Allerdings soll dies nicht die Norm werden für junge Transmenschen.
Eine andere Kontroverse
Derzeit wird Jenner für ihr neues und zuweilen auch sexy Auftreten von allen Seiten bewundert. Noch nie hat eine Transfrau so global von sich reden gemacht. Dies gefällt nicht allen. Als etwa die "EMMA", die feminitische Frauenzeitung von Alice Schwarzer, über Jenner berichtete - in bezug auf einen Kommentar einer amerikanischen Feministin - , so war in den Kommentaren zum Artikel der rein biologischen Frauen bisweilen auch eine Distanz zu spüren. Ganz nach dem Motto: Eine Frau ist nur eine Frau, wenn sie ein Kind austragen kann.
Und auch Diplo, der Produzent von Madonna, meldete sich zu Wort. Er verstehe nicht, warum eine 65-Jährige Frau als erotisch von der Öffentlichkeit gefeiert werden kann, aber seine Protaginistin, immerhin zehn Jahre jünger, als Pop-Oma verspottet werde.
Jenner stösst in der Tat viele Türen auf - auch wenn manche besser verschlossen geblieben wären.
Die bewegende Rede von Caitlyn Jenner ist hier zu sehen: