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Bötschi klatscht: Ausgehen macht glücklich! Plädoyer für das Partymachen


Im März ist es wieder so weit: In Zürich wird im Club «Hive» die Blumenparty gefeiert. Feiern? Das schwule Zürcher Nachtleben ist in die Jahre gekommen. Aber Totgesagte leben länger.

Das Nachtleben in Zürich hatte es einst in sich. Schauspieler Rupert Everett («Sex ist der Motor meines Lebens») verlustierte sich in der «Männerzone». Klaus Wowereit, ehemaliger Bürgermeister von Berlin, besuchte das «Labyrinth». Die Kabinen in den Toiletten wurden gruppenweise besucht.

Mit Esther Maurer, von 1998 bis 2010 Stadtzürcher Polizeivorsteherin, hat sich allerdings einiges verändert. Frau Maurer sah ihr gutes, altes Zürich im Chaos versinken. Als die «Weltwoche» dann über das «Spider Galaxy» schrieb, dort würden die «härtesten Partyextremisten des Landes» verkehren, hatte die SP-Politikerin keine andere Wahl mehr.

Frau Maurer mag Clubs nicht, in denen Menschen oben ohne tanzen und nicht nur wegen der Techno-Musik über die Tanzfläche schweben. Sie wollte sich auch nicht länger wundern über Menschen, die am Sonntagmorgen verstrahlt grinsend aus Clubs schlendern, statt verzückt lächelnd in die Kirche zu pilgern.

Die Stadträtin wollte es wieder hübsch haben. Das Leben ist ja zumeist nicht hübsch. Auf den Trottoirs kleben Kaugummis, Männer mit Überbeinen tragen Sandalen, dicke Frauen Leggins und die Clubs spielen Musik und verursachen Lärm.

Die Polizei wurde losgeschickt: Es begann 2005 mit einer Razzia in den beiden Clubs «Spider Galaxy» und «Stoffwechsel 15». «Tele Züri» wurde zur Berichterstattung aufgeboten, um der Stadtbevölkerung abends in den Nachrichten beweisen zu können: Das ist der traurige Partyalltag.

Es folgten Razzien im «Q» und in der «Dachkantine», 2006 gab es eine im «Labyrinth», 2007 weitere im «Labitzke», in der «Zukunft» und im «Hive». Ins «Kaufleuten», damals bekanntermassen der Club in der Limmatstadt mit dem höchsten Kokain-Verbrauch pro Gast, ging die Polizei nicht.

Bald regte sich Widerstand. Frau Maurer sagte an einer Diskussion im Volkshaus, dass die Zunahme von Gewalt in Clubs nicht tragbar sei. Eine Aussage, die vom grösstenteils schwulen Publikum mit Unverständnis quittiert wurde, denn gerade Gewalt sei bei Schwulenclubs überhaupt kein Thema.

Statt Taxis standen Polizeiautos vor den Clubs. Die repressive Politik führte zu Verunsicherung in der Szene. Rasch wurde Frau Maurer als Totengräberin des Zürcher Nachtlebens verschrien, übler noch als Rauchverbot, Gayromeo, Grindr, Scruff und Tinder.

Im Nachtleben geht es aber nicht nur um Ekstase und wenn, dann muss es ja nicht immer gleich eine derart bewusstseinserweiternde Form unter Zuführung von Pilleli und Pülverli sein. «Im Club geht es auch um Identität», schrieb Journalistin Bettina Weber. «Wo sonst kann sich jeder und jede, unabhängig von der Rolle im Alltag, ein komplett anderes Ich zulegen?»

Frau Maurer ist weg und das Partyleben wieder erwacht. Zarte Pflanze Hoffnung. Nicht mehr so ekstatisch wie zu Zeiten von «Labyrinth» und «Aera». Im «Stairs» darf Mann nur während schwulen Partys oben ohne tanzen. Im neuen «King’s Club» muss das Musikkonzept nochmals überdacht werden, dafür steht der schönste Securitymann weit und breit vor der Tür. Ein Teil des Partyvolks ist zudem abgewandert in halboffizielle Clubs. Einlass kriegt dort nur, wer auf der Gästeliste ist. Man nimmt es hin, weil es nicht zu ändern ist, aber man kann sich etwas Besseres vorstellen.

Einmal im Jahr gibt es etwas Besseres. Einmal im Jahr ist alles voller Blumen. Während der Blumenparty lässt Willy Bühlmann im «Hive» das legendäre «Aera» auferstehen. Das nächste Klassentreffen blüht am Samstag, 19. März. Natürlich gehe ich hin. Vor einem Jahr spuckte mich das «Hive» erst in den späten Morgenstunden wieder aus.

Ausgehen macht glücklich, sich die Nächte um die Ohren schlagen beschwingt, Tanzen befreit. – Momoll, Frau Maurer.


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