Christoph Braun - Improvisationen
Ob mit Orchesterbegleitung oder Solo-Rezital – ein Konzertpianist hat bei seinen Auftritten so gut wie nie Noten vor sich. Mozart, Chopin, Rachmaninov oder was immer er auch interpretiert, das Stück wird in- und auswendig beherrscht. Das ermöglicht dem Pianisten, sich voll und ganz auf die Interpretation des Stücks zu konzentrieren. Auch wenn Christoph Braun konzentriert am Flügel sitzt, ist der Notenhalter leer. Doch auswendig spielt er nicht. Muss er auch nicht, denn was ihn vom Gros der anderen Konzertpianisten unterscheidet: Brauns Musik entsteht ad hoc – wenigstens so gut wie. Der Zürcher spielt an seinen Konzerten nämlich ausschliesslich Improvisationen. Somit verfügt er über ein Talent, das vergleichsweise selten ist. Zumindest ist es bei wenigen Pianisten derart ausgeprägt, dass sie damit souverän vor einem Publikum auftreten und sogar wie er Tonträger einspielen – bereits derer drei hat er herausgebracht. «Das Klavierspiel nach Noten fällt mir schwer», bringt es Christoph Braun auf den Punkt. «Beim Improvisieren habe ich die vollkommene Freiheit. Es erlaubt mir, genauso zu spielen, wie mir in dem Moment ums Herz ist. Ich kann mich durch die immer aus dem Augenblick entstehende Musik ausdrücken.»
Studiert hat der Zürcher jedoch nie, das Konservatorium kam für ihn nicht in Frage, auch wenn Improvisation mittlerweile ein offizielles Studienfach ist. «Ich wollte bei meiner Musikwahl am Klavier einfach frei sein», begründet der Pianist seine Entscheidung. Es sei auch nie sein Ziel gewesen, Berufspianist zu werden. So hat Christoph Braun, der heute mit seinem Lebenspartner in Kilchberg wohnt, damals eine Ausbildung zum Musikalienhändler abgeschlossen.
Zum kommenden Konzert meint Christoph Braun: «Ich versuche, Emotionen zu erzeugen – bei mir und beim Publikum. Ich möchte bei den Zuhörerinnen und Zuhörern innere Bilder, Geschichten, Filme auslösen. Damit beim Hören die Vorstellungskraft nicht allzu sehr eingeschränkt und kanalisiert wird, gebe ich den Stücken nur sehr allgemein gehaltene oder gar keine Titel.» Immerhin wissen wir, dass es sich um Spätromantik handeln wird. Dennoch dürfen wir auf das Konzert gespannt sein, denn nicht immer verbindet der einzelne Zuhörer das Gehörte mit dem, was Christoph Braun für sich selbst ‹hört›.«Es ist immer wieder eine Freude zu erfahren, was von den einzelnen Gästen zu meiner Musik erlebt wird. Am meisten freut es mich jeweils, wenn sich dies komplett von meinen eigenen Vorstellungen unterscheidet.» Wir dürfen also gespannt sein! (Andreas Faessler / Haymo Empl).
Christoph Braun: Piano Solo Improvisationen im spätromantisch-klassisch-virtuosen Stil am 20. März 2017, 19.30 Uhr
«Jecklin» Forum im Jecklin Haus beim Kunsthaus, Rämistrasse 30, Zürich
Dauer ca. 1 Stunde
Eintritt frei - Kollekte