Jetzt ist es wieder so weit: Christmas-Shopping für alle (offline-) Shopper. Leider muss man zu dieser Jahreszeit immer und überall anstehen, und das zerrt an den Nerven. Wir helfen.
Von Haymo Empl
Let’s shop! Tout Zürich und auch ein bisschen die Restschweiz ist jetzt einkaufsmässig unterwegs, und daher beginnt das Zusammenramisieren von Geschenken am besten mit einer Stärkung. Da niemand Lust hat, im Januar Hefte wie «Glamour» oder «Annabelle» wegen Diät-Tipps zu kaufen oder gar zweifelhafte Ratgeber in den anderen Gay-Gratis-Magazinen, die so herumliegen zu lesen, verköstigt man sich linienbewusst am Salatbuffet im Restaurant. Dort stehen sie dann, die Frauen und Männer und… Kinder. Und alle haben ihre eigene Herangehensweise an das Problem des Tellerschichtens. Frau schöpft. Das dauert, und alle hinter ihr warten, weil sie ihren Teller hübsch bunt mit einzelnen Blättern arrangiert. Dann, endlich, der Nächste ist an der Reihe. Ein Mann. Auch nicht besser. Männer schaufeln nämlich so ziemlich alles auf den Teller, was die Schüsseln hergeben und merken dabei zu spät, dass es keinen Platz mehr hat. Entsprechend schöpfen sie dann vom Teller wieder zurück. Das dauert. Und damit haben wir auch grad schon mal wunderbar alles Klischees zementiert und werden im Januar eine «Leserbriefspalte» im Cruiser haben. Item, jetzt ist Dezember und es muss schnell gehen. Denn: Jetzt kommt Frau Kutschnick. Sie ist Rentnerin und hätte alle Zeit der Welt, um nicht just dann ans Buffet zu schreiten, wenn das alle Berufstätigen aus volkswirtschaftlichen Gründen tun müssen. Frau Kutschnick will vom Mann, der fürs Auffüllen der Buffetschüsseln verantwortlich ist, so einiges über die exakte Herkunft der einzelnen Salate wissen und ob’s in den Dressings Palmöl hat. Auch das dauert. Die anderen Wartenden resignieren und ziehen ab. Und zwar zum Christmas-Shopping.
Das Problem mit den Rolltreppen
Also ab in eine Buchhandlung! Jede Menge Menschen begeben sich ja jeweils einmal pro Jahr in eine solche Institution - an Weihnachten. Damit sich der Fluss der Kaufwilligen nicht durch unkoordiniertes Treppensteigen staut, gibts in manchen Buchläden Rolltreppen. Zu solch einer gelangen Sie natürlich erst, wenn Sie den Haupteingang passiert haben. Das ist schwierig. Denn immer stehen direkt in der Mitte entweder Mutter mit Tochter («Sollen wir nicht doch lieber ein Parfüm kaufen?») oder zwei Schwuletten («Nein, du hast bestimmt nicht zugenommen, glaub mir!») und versperren den Weg. Ja, wir wissen: Leserbriefe im Januar.
Aber keine Bange, es ist Christmas-Shopping-Zeit, und alle Tricks sind erlaubt. Vorsicht jedoch bei Ausrufen wie: «Es brennt» oder «Ein Arzt, ein Arzt». Die funktionieren in Zürich längst nicht mehr und sogar in Bern schöpft man mittlerweile leisen Verdacht ob des Wahrheitsgehalts solcher Ausrufe. Kreativität ist also angesagt, und wenn Sie diesbezüglich gut genug waren, stehen Sie nun vor der Rolltreppe in der Buchhandlung. Klar, dass dort dann aber alle immer genau so stehen, dass man nicht durchkommt, und oben angekommen, knallt man ziemlich sicher auf die Mutter mit Tochter («Ich glaube wir müssen in den 3. Stock, oder?») oder andere zwei Schwuletten («Nein, du hast bestimmt nicht zugenommen, glaub mir!»), die sich dort wegversperrend aufhalten. Wenn Sie die Kollision ohne anschliessende Ausschreitungen überlebt haben, können Sie sich nun endlich ein Buch schnappen.
Dann - stehen Sie einmal mehr in der Schlange, diesmal an der Kasse. Endlich sind Sie dran, und Sie bezahlen mit Karte. Und ratsch und . . . nichts! Weil wahlweise: ist die Karte verschmutzt, die Telefonleitung überlastet oder die Bedienung mit der Bedienung der Elektronik überfordert. Hinter Ihnen wird gehüstelt und gemurmelt und Sie verlieren die Fassung.
Damit dieses Jahr weniger des sonst schon spärlich gewordenen Offline-Verkaufspersonals als sonst erwürgt wird, haben wir uns etwas ausgedacht. Wir helfen! Wir lassen Sie nicht im Stich! Starren Sie untenstehendes Bild zweimal täglich fünf Minuten lang an und stellen Sie sich vor, wie schön das wäre, wenn die Rolltreppe so aussehen würde. Tun Sie das zwei Wochen lang - und Sie sind vorbereitet für entspanntes Christmas-Shopping. Viel Glück.
Dieser Artikel ist in ausführlicher Version auch im «Tagesanzeiger» erschienen.