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AutorenbildMoel Maphy

Gays und Chems

Für viele gehört es zum Liebesleben dazu. Eine nicht ganz so gute Entwicklung, findet Virgit Kawohl



«Also der war voll drauf, das glaubst du nicht», so Thomas* (49) nach seinem letzten Sex-Date, vereinbart über Grindr. «Der hüpfte total hektisch durch die Gegend und konnte überhaupt nicht stillhalten. Das war der totale Stress für mich.» Das, was Thomas noch mit Erstaunen konstatierte, ist mittlerweile fast so etwas wie der Normalfall in der schwulen Szene. «Chemsex», so der vom britischen Aktivisten David Stuart im Jahr 2001 geprägte Begriff für das Konsumieren von psychoaktiven Drogen vor oder beim Sex, scheint auch in der Schweiz immer mehr auf dem Vormarsch zu sein. Gemäß der Online-Seite des Positivrats Schweiz sind die europäischen Grossstädte «Hotspots», was den Konsum von (chemischen) Drogen angeht. Zürich belegte im Jahr 2016 diesbezüglich den wenig rühmlichen fünften Platz – hinter Manchester, London, Amsterdam und Barcelona -, in Bezug auf den Konsum von Kokain gar Platz 3.

Dabei sei der Chemsex, in der Szene auch unter der Abkürzung PNP für Party and Play bekannt, laut Positivrat vor allem in der MSM-Community vorzufinden.



Früher eher ein Phänomen der Techno-Szene

Ecstasy, Speed, Acid – alles Begriffe, die man früher vor allem mit der Techno-Szene in Verbindung brachte. Was zunächst einmal logisch ist, schaffen es doch viele der synthetischen Drogen, dem Körper vorzugaukeln, er sei hellwach und brauche keinen Schlaf. Zudem werden Hunger und Durst unterdrückt. Alles sehr praktisch, wenn ein Rave mehrere Tage dauert und man keinesfalls auch nur eine Sekunde verpassen will. Mittlerweile ist es zwar so, dass auch auf Techno-Events weiterhin Drogen konsumiert werden, allerdings scheint es hier eine kleine Verschiebung gegeben zu haben. So sieht es jedenfalls Alfredo* (25), selbst seit Jahren in der Szene aktiv. Man müsse unterscheiden zwischen «normalen» Besuchern oder den DJs. Da sei es ihm schon aufgefallen, dass er, wenn er selbst auflege, häufig angesprochen werde, ob er nicht was «brauche» und manchmal auch komisch angeschaut werde, wenn man ablehne. Als Gast jedoch komme man mittlerweile seiner Meinung nach nicht mehr so häufig mit XTC in Berührung. Er habe eher das Gefühl, dass dies mehr ein Reiz für Leute vom Land sei, die dächten, das gehöre zum Grossstadtfeeling dazu. Umgesetzt werde sicherlich noch einiges, seien doch die Gewinnmargen immens, aber es sei nicht mehr ganz so offensichtlich wie noch vor ein paar Jahren.

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