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Ikonen von Damals: Iggy Pop (grad 70 Jahre alt geworden)


Iggy Pop ist nun nicht wirklich gerade die Gay-Ikone. Der Arme wurde ziemlich sicher bisher weltweilt in keiner einzigen Homodisco gespielt (bei den Lesben wissen wir es nicht) – und auf Einladungen zu Pride-Partys wartet er auch vergeblich. Aber: Als ultimative Verkörperung von Sex, Drugs und Rock'n'Roll ist Iggy Pop berühmt geworden und er stammt aus dem «underground» - hat also mit der frühen Subkultur unserer Szene einiges gemein und lernte in der damaligen «Sub» schliesslich auch David Bowie kennen. Letzten Monat wurde Iggy Pop 70 Jahre alt und findet, man könne auch in diesem Alter noch mit nacktem Oberkörper herumlaufen. Apropos: Dieser Oberkörper. Sehnig, vernarbt, gegerbt und fast immer trägt ihn Iggy Pop stolz nackt zur Schau. Als den «am besten wiedererkennbaren Körper der Popkultur» feierte ihn der britische Künstler Jeremy Deller jüngst und lud für eine Ausstellung im Brooklyn Museum 53 Kollegen zu einem Aktmalkurs mit Iggy Pop als Model. Der Oberkörper des «Godfather of Punk» sei ein «Schlüssel zum Verständnis von Rockmusik».

Es gebe kein vorgeschriebenes Alter, ab dem man seinen Oberkörper nicht mehr nackt in der Öffentlichkeit zeigen dürfe, sagte der Sänger, der nach Jahrzehnten in New York inzwischen in Miami lebt. «Und die Öffentlichkeit kann mich sowieso mal.» Sein 70. Geburtstag sei «aufregend», aber seine Partys sind es heutzutage nicht mehr.

Drogen, Alkohol, Zigaretten - all dem hat Iggy Pop nach Jahrzehnten des Exzesses inzwischen abgeschworen. «Spät im Leben habe ich eine wunderbare Beziehung zu meinem Körper entwickelt. Allein der Gedanke an Marihuana macht mir inzwischen Angst.»

Fast bester Freund von David Bowie

Geboren wurde Iggy Pop 1947 als James Newell Osterberg in einer ärmliche Wohnwagensiedlung in Michigan. «Es war wahnsinnig klein und ich habe erst später realisiert, was mir das beigebracht hat», sagte er der New York Times. «Ich habe Harmonie mit anderen Menschen gelernt und das war essenziell. Erst als ich in die grosse Welt hinausging, habe ich realisiert, dass die nicht so ist.»

Iggy Pop, der den Spitznamen von seiner Highschool-Band The Iguanas (Die Leguane) hat, war schon Punk, als es Punk noch gar nicht gab. Statt Liebe, Frieden und Gemeinsamkeit besangen er und seine Band The Stooges Ende der 1960er-Jahre Langeweile und Frustration seiner Generation. Bei seinen Bühnenshows demonstrierte er, dass ihn nur Schmerzen aus der Langeweile befreien konnten: Er robbte nackt durch Glassplitter, schmierte sich mit Erdnussbutter voll, goss heisses Wasser über seine Hose und taumelte blutend von der Bühne.

Auf Dauer hielt «The Ig» das nicht durch und immer wieder verschwand er von der Bildfläche, auch in den Drogenentzug. Aber immer wieder schob ihn sein bester Freund David Bowie zurück auf die Bühne. Gemeinsam produzierten sie mehrere Alben: «The Idiot» (1977) mit dem gemeinsam geschriebenen, späteren Bowie-Hit «China Girl», «Lust for Life» (1977) mit dem Disco-Dauerbrenner «The Passenger» usw.

Seine 70er geht Iggy Pop bescheiden an. «Ich erwarte nicht, dass ich bald ein neues Album machen werde, aber vielleicht kann ich etwas singen, sprechen oder schreiben. Ich möchte einfach weiter arbeiten und auf diese Welt um mich herum reagieren, es geniessen, Zeuge dieser wunderschönen Erde zu sein. Ich mag die Natur. Und ich hoffe, dass ich für die Menschen, die auf mich angewiesen sind, von Nutzen sein kann.»

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